Ausdruckstanz

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Mary Wigman, Allegro con brio, 1920 und Tanz des Leidens, 1930

Der nach hinten gebeugte große Bogen, der „arc en cercle“ als leidenschaftliche Ausdrucksgebärde. Diese Gebärde erscheint im Tanz in der von Freud in Hypnose versetzten „Traumtänzerin Madeleine“,  die seine Lehre und insbesondere die der Hysterie beeinflussen wird.

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„Hexentanz“ 1926

Der Ausdruckstanz steht in enger Verbindung zum Expressionismus des 20. Jahrhunderts in Deutschland, der als generelle Aufbruchsstimmung gegen die bürgerliche Ordnung gerichtet war. Als Erlebniswelt des Individuums stellt er die seelische Befindlichkeit des Menschen in den Mittelpunkt der künstlerischen Darstellung. Im Ausdruckstanz gelangt sie zur körperlichen Darstellung und wird zum Ausdrucksmittel von Lebens- und Leidensthemen. Die formgebende symbolische Kraft des Tanzes wird zum Ausdrucksmittel, womit höhere Bewusstseinsebenen des menschlichen Daseins angesprochen werden, analog den gedanklichen Strömungen von Nietzsche und Freud.

Der Ausdruckstanz kann damit als erste choreografische tänzerische Eigenleistung im mitteleuropäischen Raum verstanden werden. In ihr findet die Auseinandersetzung mit der „Triebwelt des Menschen“ durch die Tanzkunst ihren körperlichen Ausdruck. Darin ersetzen die Ausdrucksästhetik und der Rhythmus die Schönheit und Grazie des klassischen Tanzes.